Die kleinen Bergkirchen Südtirols: Spiritualität, Kunst und Natur

Wer durch die Gletschertäler Südtirols wandert, wird sie nicht übersehen: kleine Kirchen, die an Berghängen oder auf Hochplateaus emporragen. Diese architektonischen Kleinode stehen oft an atemberaubend schönen Aussichtspunkten und schenken Besucherinnen und Besuchern nicht nur spirituelle Impulse, sondern auch spektakuläre Ausblicke auf die umliegende Natur.

Uralte Ursprünge und die Spiritualität der Orte

Schon die Räter in vorchristlicher Zeit erkannten besondere Kraftorte und errichteten dort ihre Heiligtümer. Mit der Christianisierung wurden viele dieser Plätze für den Bau von Kirchen und Kapellen genutzt – ein europaweites Phänomen, wie etwa die Kathedrale von Syrakus zeigt, die auf einem dorischen Tempel errichtet wurde.

Die Anziehungskraft solcher Orte beruht nicht nur auf ihrer landschaftlichen Lage, sondern auch auf einer spürbaren natürlichen Spiritualität, die möglicherweise durch nahegelegene Seen, unterirdische Wasserläufe oder andere Naturelemente verstärkt wird.

Einige der eindrucksvollsten Bergkirchen Südtirols

Beispiele für Kirchen an Orten mit besonderer Schönheit und energetischer Kraft:

  • Dreikirchen – Barbian: Der Legende nach baten drei Schwestern auf der Flucht vor Verfolgern um göttlichen Schutz – drei kleine Kirchen erschienen, die noch heute in märchenhafter Landschaft bei Barbian zu sehen sind.
  • St. Zyprian – Tiers: Am Fuß des Rosengartens gelegen, erzählt die Kirche mit ihren Fresken die Legende der Heiligen Zyprian und Justina – sie sollen mit ihren Umhängen eine Wiese vor den Blitzen Gottes geschützt haben.
  • St. Johann in Ranui – Villnöss: Eine der meistfotografierten Kirchen Südtirols – dank ihrer idyllischen Lage mit den Geislerspitzen im Hintergrund. Innen erwarten einen barocke Fresken und ein kunstvoll geschnitzter Holzaltar.
  • St. Jakob – St. Ulrich: Die älteste Kirche des Grödentals mit gotischen Fresken aus dem 14. Jahrhundert, die die Pilgerreise des Heiligen Jakobus nach Santiago de Compostela zeigen.
  • Durnholzer See – Sarntal: Direkt am malerischen Alpensee gelegen, bietet diese Kirche ein tiefes Gefühl der Ruhe, verstärkt durch die Spiegelung der Berge im Wasser.
  • St. Nikolaus – Altenburg bei Kaltern: Diese auf einem Höhenrücken thronende Kirche bietet einen einzigartigen Panoramablick über das Etschtal.

Kreuzwege und Pilgerpfade: Der spirituelle Weg nach oben

Oft führen Panoramapfade oder Kreuzwege von den Tälern zu diesen Kirchen – meditative Wege, die die Besucherinnen und Besucher beim Aufstieg begleiten. Das italienische Wort „ascesi“ (Askese) leitet sich nicht zufällig von „ascesa“ (Aufstieg) ab – ein doppelter Weg, körperlich und spirituell zugleich.

Besonders eindrucksvolle Wanderungen:

  • Kreuzweg von Latzfons (Eisacktal): führt zur Wallfahrtskirche Unsere Liebe Frau von Latzfons – einem der höchstgelegenen Pilgerorte Europas.
  • Dreikirchen-Weg (Barbian): Eine einfache, aber eindrucksvolle Wanderung zwischen den drei Kirchlein mit Dolomitenblick.
  • Wanderung zur St.-Jakobs-Kirche in St. Ulrich: Ein Pfad durch Wiesen und Wälder, der das Dorfzentrum mit der Panoramakirche verbindet.

Ein Erlebnis, das berührt

Ob religiöse Pilgerreise, kulturelle Wanderung oder ein stiller Spaziergang in der Natur – der Besuch dieser Südtiroler Bergkirchlein bereichert Geist und Seele. Ihr Zauber liegt im Zusammenspiel von Glauben, Kunst und Natur, und ihr jahrhundertealtes Schweigen lädt zum Innehalten und Staunen ein.

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