Das Kloster Säben: Ein Heiligtum jenseits der Zeit
Wer den Blick zu den Höhen über Klausen richtet, kann die majestätische Silhouette des Klosters Säben nicht übersehen, das auf einem Felssporn über dem Eisacktal thront. Dieses heilige Stättchen, eines der ältesten Wallfahrtsziele Tirols, ist nicht nur ein Ort tiefster Spiritualität, sondern auch ein historisches und kunstvolles Juwel von außergewöhnlicher Schönheit.
Die Klosteranlage von Säben besteht aus drei Kirchen, jede mit ihrer eigenen Geschichte und Besonderheit. Die Kreuzkirche ist die größte und älteste, das spirituelle Herz des Klosters; die Liebfrauenkirche, der Jungfrau Maria geweiht, beherbergt romanische und gotische Fresken und Bauelemente; schließlich die Gnadenkapelle, auch bekannt als Marienkapelle, ein kleines achteckiges Juwel aus romanischer Zeit, das seit Jahrhunderten betende Pilger empfängt.
Ein Weg des Glaubens… und der Aussichten
Das Kloster ist ausschließlich zu Fuß erreichbar, über den alten Kreuzweg, der im Zentrum von Klausen beginnt. Entlang des Pfades wechseln sich die Stationen des Leidenswegs Christi mit atemberaubenden Ausblicken auf das Tal ab – zwischen Weinreben, Kastanien und Stille.
Dieser Weg ist nicht nur physisch, sondern auch innerlich: Jeder Schritt führt den Besucher zu einem Ort der Sammlung, der Schönheit und der Kontemplation.
Von bischöflichen Ursprüngen zum Benediktinerinnenkloster
Bis 1535 war Säben Bischofssitz und Gerichtsort Tirols. Der Legende nach befand sich hier bereits im 5. Jahrhundert die erste Diözese der Region. Nach einem verheerenden Brand, ausgelöst durch einen Blitzschlag, verfiel die Anlage und blieb etwa ein Jahrhundert lang verlassen.
Erst im 17. Jahrhundert wurde das Kloster unter dem Klausner Pfarrer Matthias Jenner neu gegründet und den Benediktinerinnen anvertraut.
Im 18. und 19. Jahrhundert wurde Säben mehrfach als Verteidigungsfestung genutzt, insbesondere während der Napoleonischen Kriege, was seine mystische und legendäre Aura noch verstärkte.
Kunstschätze, die man nicht verpassen sollte
Die Marienkapelle
Neben der Liebfrauenkirche befindet sich die stimmungsvolle Gnadenkapelle mit achteckigem Grundriss, die deutlich sichtbare romanische Spuren bewahrt: die rundbogige Apsis, der Triumphbogen und Teile der Außenmauer haben die Jahrhunderte überdauert und zeugen von hochmittelalterlicher Sakralarchitektur.
Das Kruzifix von Leonhard
In der Kreuzkirche befindet sich das kostbarste Kunstwerk: ein hölzernes Kruzifix des Bildhauers Leonhard aus Brixen aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts – von großer Ausdruckskraft und kunstvoller Raffinesse.
Doch das vielleicht bekannteste Bildnis ist außen an der Apsiswand: ein 12 Meter hohes Kruzifix, das schon von weitem sichtbar ist und über Jahrhunderte hinweg ein Symbol für Schutz und Heil für die Pilger war, die aus dem Norden das Tal hinaufzogen.
Ein Erlebnis zwischen Glaube, Natur und Stille
Säben zu besuchen heißt, ein jahrtausendealtes religiöses Zeugnis zu entdecken – und zugleich eine authentische Erfahrung zu machen, eingebettet in Landschaft, Stille und Spiritualität eines Ortes, der der Zeit standgehalten hat.