Kirche Maria Hilfe der Christen

Die Kirche Maria Hilf in Seis: Ein barockes Juwel inmitten der Berge

Nur wenige Schritte vom Schlern entfernt, eingebettet in die stille Landschaft der Dolomiten, liegt die Kirche Maria Hilf – einer der beliebtesten und symbolträchtigsten Sakralorte von Seis am Schlern. Gegründet im Jahr 1648, wie auf dem Türsturz zu lesen ist, erzählt diese kleine Kirche eine lange Geschichte von Volksfrömmigkeit, Wallfahrten und der engen Verbundenheit mit der Dorfgemeinschaft.

Bereits 1657, kurz nach der Einweihung der Kirche, wurde Seis vom Gemeindegebiet Kastelruth unabhängig – ein Schritt, der auch die religiöse Identität des Dorfes stärkte. Neben der neuen Marienkirche existierten damals zwei weitere Privatkapellen in Burgfrieden und Salegg. Seis hatte endlich ein eigenes Zentrum für Gebet und Spiritualität.

Architektur zwischen Gotik und Frühbarock

Die Kirche ist in einem schlichten, harmonischen Stil erbaut, der dem Frühbarock zuzuordnen ist, dabei jedoch gotische Einflüsse nicht verleugnet. Besonders deutlich wird dies am schlanken Kirchturm mit seinen rundbogigen Zwillingsfenstern und der spitzen Turmhaube. An den Ecken zieren vier markante Wasserspeier in Tierkopfform das Bauwerk – ein Verweis auf die mittelalterliche Baukunst.

Rund um das Gotteshaus sind noch heute die 14 Kreuzwegstationen gut erhalten. Einst waren zusätzlich Votivnischen im Mauerkranz eingelassen, von denen elf bis heute erhalten sind – stille Zeugnisse der einfachen, tief verwurzelten Volksfrömmigkeit.

Innenraum: Ein Altar, der verzaubert

Wenn das Äußere zur Besinnung einlädt, so überrascht das Innere durch seine Pracht. Gleich beim Eintreten fällt der Kontrast zwischen den schlichten Bänken und dem prächtigen Hochaltar aus marmoriertem Holz auf. In der Mitte tragen zwei Engel einen reich vergoldeten Rahmen, in dem sich das Bild Marias mit dem Jesuskind befindet. Darüber symbolisieren die Taube des Heiligen Geistes und Gottvater mit der Weltkugel die Dreifaltigkeit; darunter ragen zwei Reliefs mit den Herzen Jesu und Mariens hervor.

Zu beiden Seiten des Altars stehen zwei außergewöhnlich schöne Holzfiguren: Johannes der Täufer und Johannes der Evangelist – Beispiele für die hohe Kunstfertigkeit der lokalen Holzbildhauer.

Eine lebendige Kirche – auch heute

Am Ende des 20. Jahrhunderts sorgsam restauriert, wurde die Kirche 1993 mit einer Orgel von Formentelli ausgestattet – bekannt für ihre klangliche und ästhetische Qualität. Auch heute noch wird die Kirche von Gläubigen besucht, besonders zu den Maiandachten, die der Jungfrau Maria gewidmet sind.

Aufgrund ihrer bescheidenen Größe finden Taufen nur gelegentlich statt, doch das Gotteshaus bleibt ein tief verankerter Ort für die Dorfgemeinschaft. Die Schlüssel zur Kirche befinden sich im Besitz des Hotels Enzian, dessen Inhaber auch die – alte und poetische – Aufgabe hat, bei einem Todesfall die Totenglocke zu läuten, wenn eine Seele Seis verlässt, um über den Schlern gen Himmel zu reisen.

Ein Ort der Stille und des Gebets

Die Kirche Maria Hilf ist nicht nur ein religiöses Gebäude, sondern ein Ort der Erinnerung, der Schönheit und der Spiritualität. Ob gläubig oder kulturinteressiert – ein Besuch schenkt dir ein stilles, authentisches Erlebnis. Ein kleiner Schatz in den Dolomiten, in dem jeder Winkel eine Geschichte von Glauben, Hingabe und Ästhetik erzählt.

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