Kirche St. Martin in Kurtinig an der Weinstraße: Spiritualität, Kunst und Geschichte zwischen den Tälern
Im Herzen des Südtiroler Unterlandes, eingebettet zwischen Weinreben und sanften Hügellandschaften, liegt die Kirche St. Martin in Kurtinig an der Weinstraße. Dieser gotische Bau aus dem 15. Jahrhundert gehört zu den eindrucksvollsten Zeugnissen gelebten Glaubens und künstlerischer Ausdruckskraft in Südtirol – ein ideales Ziel für alle, die Natur und sakrale Architektur vereinen möchten.
Ursprung und gotischer Stil

Die Kirche wurde auf den Fundamenten einer älteren Kapelle errichtet und dem heiligen Martin geweiht – einem Bischof und Sinnbild für Nächstenliebe. Der gotische Baustil ist noch heute deutlich in der ursprünglichen Struktur und den Verzierungen erkennbar: Auf dem Schlussstein aus dem Jahr 1474 thront das Abbild des Kirchenpatrons, während ein zweiter Schlussstein aus dem späten 17. Jahrhundert die Jungfrau Maria darstellt.
Verbindung zu bedeutenden Klöstern
In früherer Zeit war die Kirche eng mit dem klösterlichen Leben verbunden: Zunächst unterstand sie dem Kloster St. Florian, später der Abtei von San Michele all’Adige, bevor sie im 17. Jahrhundert der Pfarrei Margreid zugeordnet wurde. Erst im Jahr 1963 wurde Kurtinig zu einer eigenständigen Pfarrei.
Ein interessantes Detail: Wegen der häufigen Überschwemmungen in der Region erhielt die Gemeinde bereits 1536 das Privileg, über ein eigenes Taufbecken und einen eigenen Friedhof zu verfügen – ein Zeichen für die besondere Bedeutung dieser Kirche im Leben der Dorfgemeinschaft.
Umbauten und verborgene Schätze
Im Laufe der Zeit wurde die Kirche mehrfach restauriert, ohne jedoch ihren ursprünglichen Charakter zu verlieren. Der Glockenturm wurde bereits 1610 instand gesetzt, und im Jahr 1996 wurde über dem Eingangsportal ein modernes Mosaik des heiligen Martin angebracht. Auch Innenausstattung, Orgel und Chorgestühl wurden erneuert – stets mit großem Respekt vor der historischen Substanz.
Zu den wertvollsten Kunstwerken im Inneren zählen eine Madonnenstatue aus dem 15. Jahrhundert und zwei großformatige Altarbilder aus dem 17. Jahrhundert – eindrucksvolle Zeugnisse jahrhundertealter Frömmigkeit und Kunstfertigkeit.
Die Glocken, die zum Herzen sprechen
Das eigentliche Juwel der Kirche ist jedoch ihr uralter Glockenchor aus dem Jahr 1449. Es handelt sich um einige der ältesten Glocken in ganz Südtirol, die lange Zeit verstummt waren und heute wieder bei Messen erklingen. Jeder Schlag hallt wie ein Echo der Geschichte durch das Kirchenschiff – ein Klang, der Herz und Geist berührt.
Ein Ort für die Seele im Südtiroler Unterland
Wer die Pfarrkirche St. Martin in Kurtinig an der Weinstraße besucht, begibt sich auf eine Reise durch Geschichte, Glaube und gelebte Gemeinschaft. Diese Kirche ist nicht nur ein sakraler Bau, sondern ein Symbol für Beständigkeit, Identität und spirituelle Tiefe. Eine Station voller Kraft und Ruhe für alle, die Südtirol mit offenen Augen und offenem Herzen entdecken möchten.