Traditionen im Hochpustertal: Das wahre Herz Südtirols

Im Hochpustertal sind Traditionen keine bloßen Nachstellungen, sondern gelebte Bräuche, die liebevoll von Generation zu Generation weitergegeben werden. Sie wurzeln nicht nur in religiösen Motiven, sondern im tiefen Bezug der Menschen zu ihrer Heimat. Jede Jahreszeit bringt einzigartige und bedeutungsvolle Feierlichkeiten mit sich. Kinder wachsen damit auf und nehmen mit Begeisterung daran teil. Hier eine Auswahl der schönsten Bräuche, die Sie während Ihres Aufenthalts erleben können.

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St. Nikolaus und die Krampusse: Winterzauber zwischen Gut und Böse

Am 5. Dezember, bei Einbruch der Dunkelheit, zieht der heilige Nikolaus durch die Dörfer des Hochpustertals – gefolgt von den Krampussen. In Ziegenfelle gehüllt und mit dämonischen Masken ausgestattet, rasseln sie mit Ketten und Glocken. Dieses archaische Schauspiel steht für den Kampf zwischen Gut und Böse.

Was einst Kindern Angst machte, ist heute ein spannendes Erlebnis: Wer brav war, bekommt Süßigkeiten, Kekse und Trockenfrüchte.

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Eierguffen: Das Osterritual mit dem Ei

Zu Ostern treffen sich Familien zum Eierfärben und zum beliebten Spiel Eierguffen bzw Eierpecken. Zwei Mitspieler schlagen ihre hartgekochten Eier zuerst an den Spitzen, dann an den runden Seiten gegeneinander. Gewonnen hat, wessen Ei unversehrt bleibt.

Am Ostersonntag wird der Dorfplatz zum Festplatz mit bunten Eiern und Turnier für Groß und Klein – ein fröhliches Ritual für die ganze Gemeinschaft.

Prozessionen und Trachten: Glaube, Musik und Gemeinschaft

In Südtirol sind religiöse Prozessionen Ausdruck tiefer Spiritualität und gelebten Zusammenhalts. Das ganze Dorf nimmt teil: mit Heiligenstatuen, Bannern, Kerzen und Bildern. Traditionelle Tiroler Trachten stehen für Zugehörigkeit und kulturelle Identität.

Jeder Schritt, jeder Klang der Musikkapelle, jede Geste ist ein Gebet – für Schutz und Segen für Mensch und Natur.

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Herz-Jesu-Feuer: Glaube, Flammen, Geschichte

Am Sonntag nach Fronleichnam feiert ganz Südtirol das Herz-Jesu-Fest, das auf ein Gelöbnis von 1796 zurückgeht: Damals bat Tirol um göttlichen Beistand gegen Napoleons Truppen – und versprach ewige Treue zum Heiligsten Herzen Jesu.

Heute werden riesige Feuer in Herz- oder Kreuzform auf den Berghängen entzündet – ein bewegendes Schauspiel zwischen Himmel und Erde.

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Almabtrieb: Wenn die Kühe heimkehren

Zwischen September und Oktober feiern die Dörfer den Almabtrieb. Die Kühe, mit Blumen, Schleifen und Glocken geschmückt, ziehen durch die Straßen, begleitet von Musik und Südtiroler Köstlichkeiten. Ein Fest der Dankbarkeit – für die gesunde Rückkehr der Tiere und die Gaben des Sommers.

Ein authentisches Herbstspektakel, das Emotionen und schöne Fotomotive garantiert.

Erntedank und Kirchtagmichl: Brauchtum mit Witz

Zwischen Ende Oktober und Anfang November feiert das Hochpustertal Erntedank und den originellen Kirchtagmichl. Die Bauern danken für die Ernte mit kulinarischen Spezialitäten, Süßem und Schnaps.

Höhepunkt: Das Erklimmen einer seifigen Stange, an deren Spitze eine Figur im Trachtenanzug – der Michl – befestigt ist. Junge Männer versuchen, sie zu erreichen, während Wachen aus Nachbardörfern das "Stehlen" verhindern. Ein buntes, lustiges Volksfest mit Herz.

Heilige Drei Könige: Gesang und Segenswünsche

Am 6. Januar ziehen Kinder als Dreikönige verkleidet von Haus zu Haus, singen Segenslieder und bringen Glück für das neue Jahr. Früher galt der Tag im Hochpustertal als „Geistertag“ – heute ist er ein lebendiger Brauch.

Die gesegnete Kreide wird genutzt, um die Haustüren mit den Buchstaben C+M+B und der Jahreszahl zu markieren – für Caspar, Melchior, Balthasar oder Christus Mansionem Benedicat. Ein stiller, starker Segen fürs Heim.

Silvester: Magie, Feuer und Licht in der Winternacht

Früher versammelten sich die Dorfbewohner im Freien, entzündeten Feuer und teilten Speisen und Getränke in geselliger Runde.

Um Mitternacht fuhren Skifahrer mit Fackeln talwärts und entzündeten ein großes Feuer mit der neuen Jahreszahl – ein leuchtender Gruß voller Hoffnung.

Auch heute endet die Silvesternacht mit einem Feuerwerk, das den Himmel über dem Pustertal erstrahlen lässt – ein zauberhafter Jahresbeginn.

Lebendige Tradition

Wer an einer dieser Bräuche teilnimmt, erlebt den echten Geist Südtirols. Keine Touristeninszenierung, sondern Ausdruck lebendiger Identität. Wer die Seele des Hochpustertals entdecken möchte, lässt sich darauf ein – und nimmt ein Stück ehrlicher, stiller Freude mit nach Hause.

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