Die Legende von Welsberg: Liebe, Flucht und ein Engel in Toblach

Im Herzen der Dolomiten, zwischen stillen Wäldern und alten Burgen, verbirgt sich eine Liebesgeschichte, die Machtgrenzen überschritt und tiefe Spuren in der Südtiroler Tradition hinterließ.

Wir schreiben das Jahr 1304, am Hof von Schloss Bruck in Lienz. Nach dem Tod von Graf Albert II. von Görz beschlossen seine Söhne das Schicksal ihrer Schwester Emerenziana: Sie sollte in ein italienisches Kloster eingewiesen werden. Die Reise war lang und beschwerlich, und so wurde der fromme und mutige Ritter Balthasar von Welsberg mit dem Geleit beauftragt.

Doch auf diesen verschlungenen Pfaden geschah das Unerwartete: Der Ritter verliebte sich unsterblich in die sanftmütige Emerenziana. Entgegen aller Standesregeln heirateten sie und flohen nach Toblach, wo sie Zuflucht fanden.

Die Görzer, erzürnt über diesen Affront, rückten auf Toblach vor, bereit zur Rache. Als alles verloren schien, griff der Propst von Innichen ein und brachte Frieden. Statt Krieg folgte ein Hochzeitsmahl.

Der Legende nach rief Balthasar bei Bekanntgabe des Friedens aus: „Engel, oes is die G'fahr vorbei!” („Mein Engel, die Gefahr ist vorüber!“).

Aus Dankbarkeit ließ Emerenziana die Kirche „Maria am Rain“ in Welsberg errichten. Bis 1832 zierten die Wappen der Häuser Görz und Welsberg das Kirchendeckengewölbe – verbunden als Zeichen einer Liebe, die alles überdauerte. Das Haus in Toblach, das ihnen einst Zuflucht bot, wurde zum Adelssitz erhoben, mit einem besonderen Wappen: ein Engel – stummer Zeuge jener romantischen Flucht.

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