Die Sonnenuhr von Sexten: Zeit in die Dolomiten gemeißelt
Im Herzen des Hochpustertals, auf dem Gemeindegebiet von Sexten, befindet sich eines der faszinierendsten Naturphänomene des Alpenraums: die Sextner Sonnenuhr. Es handelt sich nicht um ein vom Menschen geschaffenes Werk, sondern um ein perfektes Naturmonument, gebildet aus fünf imposanten Dolomitengipfeln, die durch den Lauf der Sonne die Uhrzeit anzeigen.
Eine natürliche Uhr zwischen den Gipfeln

Die Sextner Sonnenuhr ist in ihrer ganzen Schönheit vom Gebiet der Bad Moos aus sichtbar, besonders zur Zeit der Wintersonnenwende. Genau dann zieht die Sonne in ihrem tiefsten Bogen über die Gipfel, die zugleich den Stunden ihren Namen geben:
- Neunerspitze (2.582 m, auch Pala di Popera genannt)
- Zehnerspitze (2.965 m, auch Rote Wand)
- Elferspitze (3.092 m)
- Zwölfer (3.094 m, auch Zwölferkofel)
- Einser (2.698 m)
Das Phänomen ist ebenso einfach wie außergewöhnlich: Steht die Sonne über einem der Gipfel, zeigt sie symbolisch die entsprechende Uhrzeit an. Tatsächlich ist die Position der Sonne um 9 und 10 Uhr teilweise vom Berg verdeckt, doch der Gesamteindruck bleibt faszinierend und weltweit einzigartig.
Ein Ursprung, der mit der Zeit verbunden ist
Einige Wissenschaftler vermuten, dass der Name Sexten vom lateinischen sexta hora stammt – der sechsten Stunde, also Mittag in der Antike. Eine spannende Hypothese, die die Verbindung zwischen Ort und natürlicher Sonnenuhr unterstreicht.
Die Gipfel der Sonnenuhr: Merkmale und Besonderheiten
- Neunerspitze (2.582 m): Der niedrigste der fünf Gipfel, auffällig durch deutlich sichtbare Sedimentschichten, die Millionen Jahre Erdgeschichte erzählen.
- Zehnerspitze / Rote Wand (2.965 m): Gilt als östlicher Pfeiler der Dolomiten, beliebtes Ziel für Alpinisten. Erste belegte Besteigung im Jahr 1878 durch Michel Innerkofler und R. von Eötvös.
- Elferspitze (3.092 m): Nur für erfahrene Bergsteiger zugänglich, beherbergt noch Spuren des Ersten Weltkriegs, die vom harten Leben der Soldaten in großen Höhen zeugen.
- Zwölfer (3.094 m): Höchster Gipfel der Gruppe, unweit der Drei Zinnen. Seine imposante Silhouette markiert symbolisch den Sonnenhöchststand zu Mittag.
- Einser (2.698 m): Bekannt durch einen großen Felssturz im Oktober 2007, bei dem über 60.000 Kubikmeter Gestein abstürzten – zum Glück ohne Opfer.
Ein Erlebnis für alle Sinne
Die Sextner Sonnenuhr an einem klaren Wintertag zu betrachten, ist ein bewegendes und poetisches Erlebnis. Man steht vor einer in Stein gemeißelten Uhr, die seit Jahrhunderten lautlos und präzise die Zeit misst. Ein Symbol für die harmonische Verbindung von Mensch und Natur, wie sie das ganze Hochpustertal prägt.