Die Kirchen von St. Ulrich und dem Grödner Tal: Glaube, Kunst und alpine Tradition
Das Grödner Tal, eingebettet in die Dolomiten, ist nicht nur eine der spektakulärsten Landschaften Südtirols, sondern auch ein Ort, an dem sich alpine Spiritualität in alten, kunst- und geschichtsträchtigen Kirchen ausdrückt. Zwei beispielhafte Zeugen dieser tiefen Verbindung zwischen Glaube, Tradition und Handwerkskunst sind die Jakobskirche, die älteste der Talregion, und die Pfarrkirche von St. Ulrich, das religiöse Zentrum der örtlichen Gemeinde.
Die Jakobskirche: Die älteste Kirche des Grödnertals
Malerisch gelegen an der Troi Paian oberhalb von St. Ulrich, ist die Jakobskirche ein echtes Juwel, das nur zu Fuß erreichbar ist. Dieser kleine Aufwand wird durch die eindrucksvolle Atmosphäre und die Schönheit ihres künstlerischen Erbes mehr als belohnt.
Die Kirche stammt aus dem 12. Jahrhundert und bewahrt noch romanische Elemente aus ihrer Frühzeit. Heute zeigt sie sich als faszinierende Mischung aus gotischem und barockem Stil, Ergebnis mehrerer Umgestaltungen. Besonders eindrucksvoll sind die gotischen Fresken aus dem 15. Jahrhundert im Presbyterium – ein bedeutendes Zeugnis religiöser Kunst – sowie der schnitzkünstlerisch gestaltete Hochaltar, ein wahres Meisterwerk der Grödner Holzschnitzkunst, das Glaube und Handwerkskunst vereint.
Viele der wertvollsten Originale sind aus konservatorischen Gründen heute im Museum Gröden ausgestellt, doch die Reproduktionen in der Kirche vermitteln weiterhin die authentische Atmosphäre des Ortes.
Die Pfarrkirche von St. Ulrich: Das Herz der Gemeinde
Im historischen Zentrum von St. Ulrich, auf einem erhöhten Platz, erhebt sich die Pfarrkirche der Heiligen Drei Könige und des Hl. Ulrich – eines der religiösen und kulturellen Wahrzeichen des Orts. Sie wurde im 18. Jahrhundert im barocken Stil erbaut und ist nach der Jakobskirche die zweitwichtigste Kirche der Ortschaft.
Ursprünglich einschiffig, wurde sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts um zwei Seitenschiffe erweitert, wobei die stilistische Harmonie und Eleganz erhalten blieben. Im Inneren lassen sich folgende Kunstwerke bewundern:
- Die große Statue des Hl. Ulrich, geschnitzt von Ludwig Moroder, einem der bedeutendsten Künstler Grödens.
- Das Altarbild mit der Darstellung der Anbetung der Heiligen Drei Könige.
- Mit Holzschnitzereien verzierte Bänke und Stühle, die die Grödner Bildhauertradition eindrucksvoll verkörpern.
Zwei Gesichter einer gemeinsamen Seele
Diese beiden Kirchen, so unterschiedlich in Lage und Stil, spiegeln die tiefe Religiosität und künstlerische Vielfalt des Grödnertals wider. Während die Jakobskirche die Verbindung zu den Ursprüngen und zur stillen Spiritualität der Berge symbolisiert, feiert die Pfarrkirche von St. Ulrich den gemeinschaftlichen Glauben und die künstlerische Lebendigkeit des Tals.
Ein Besuch beider Orte bedeutet nicht nur, wertvolle Kunstwerke zu bestaunen, sondern in das Herz der ladinischen Kultur einzutauchen, wo Glaube, Identität, Geschichte und Handwerk seit Jahrhunderten in perfekter Harmonie miteinander verschmelzen.