Graun im Vinschgau

Graun im Vinschgau: Das Dorf, das aus der Erinnerung auftaucht

Graun im Vinschgau (italienisch Curon Venosta) ist eine Gemeinde der besonderen Art im oberen Vinschgau, weltberühmt für ihren aus dem Wasser ragenden Kirchturm im Reschensee. Auf 2.452 Metern Meereshöhe gelegen, verzaubert dieser Ort mit seiner stillen Kraft – denn hinter der Idylle verbirgt sich eine Geschichte von Verlust und Widerstand.

Zur Gemeinde gehören die Fraktionen Kapron, Melag, Reschen, St. Valentin auf der Haide und Langtaufers. Das wahre Herz von Graun aber schlägt in der Erinnerung an das Vergangene – verkörpert durch den Kirchturm, der heute aus dem Wasser ragt.

Der Reschensee und das Verschwinden des alten Dorfes

Bis kurz nach dem Zweiten Weltkrieg lag das alte Dorf Graun genau dort, wo sich heute der Reschensee erstreckt – ein künstlicher Stausee, der zur Energiegewinnung angelegt wurde. Der Bau des Staudamms und die Verbindung der beiden Seen Reschen und Graun führten zur Überflutung von 163 Häusern und über 500 Hektar Ackerland.

Die lokale Bevölkerung wehrte sich mit Petitionen, Hilferufen und sogar Briefen an den Papst – jedoch vergeblich. Die Bewohner mussten umsiedeln, und das alte Dorf wurde absichtlich geflutet. Einzig der romanische Kirchturm der Kirche St. Katharina aus dem 13. Jahrhundert blieb sichtbar – als stilles, eindrucksvolles Mahnmal.

Graun Kirchturm im See

Ein Symbol des Widerstands: Der Kirchturm im See

Heute ist der versunkene Kirchturm im Reschensee eines der bekanntesten Wahrzeichen Südtirols. Er wurde vor Kurzem restauriert, um ihn vor weiterer Wasserschädigung zu schützen. Der Turm ist das ganze Jahr über sichtbar, doch im Winter entfaltet er seinen besonderen Zauber – dann friert der See zu, und man kann zu Fuß bis zum Turm gelangen.

Einer Legende nach läuten in eisigen Nächten noch immer die Glocken, obwohl diese längst entfernt wurden. Eine Geschichte, die berührt – und Graun zu einem Ort der Erinnerung und der Hoffnung macht.

Graun ist ein Symbol für eine Gemeinschaft, die nie aufgegeben hat. Ein Dorf, das aus den Fluten wiederauferstanden ist und zu einer Ikone Südtirols wurde. Wer diesen Ort besucht, spürt die Kraft der Geschichte und die stille Magie einer einzigartigen Landschaft.

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