Kloster St. Johann in Müstair: Spiritualität und Kunst in den Alpen
Nur wenige Kilometer hinter der italienischen Grenze, nach dem malerischen Ort Taufers im Vinschgau, liegt eines der bedeutendsten sakralen Kunstdenkmäler der Alpen: das Kloster St. Johann in Müstair im Herzen des Schweizer Münstertals. Eingebettet in eine eindrucksvolle Berglandschaft, bewahrt dieser Ort über tausend Jahre Geschichte, Kultur und Spiritualität – und gehört seit 1983 zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Von Karl dem Großen zum Schweigen der Benediktinerinnen
Gegründet wurde das Kloster um 775 n. Chr. auf Initiative Karls des Großen und war jahrhundertelang Heimat von Mönchen und Nonnen. Seit 1163 leben hier Benediktinerinnen nach der Regel des hl. Benedikt: „Ora et labora“ – bete und arbeite. Der Tagesablauf der Schwestern ist geprägt von spirituellen Momenten und praktischer Arbeit: im biologischen Klostergarten, in der kunsthandwerklichen Produktion, in der Betreuung der Klosterbibliothek sowie im Museum, das Besucher willkommen heißt.
Karolingische und romanische Meisterwerke
Zentrum der Anlage ist die Klosterkirche mit einem kostbaren Zyklus karolingischer Wandmalereien aus dem Jahr 775, die 1894 entdeckt wurden. Sie zeigen Szenen aus dem Leben Christi und gehören zu den am besten erhaltenen Wandmalereien jener Zeit. Ergänzt werden sie durch romanische Fresken aus dem 13. Jahrhundert mit Darstellungen von Johannes dem Täufer, Petrus, Paulus und anderen Märtyrern.
Zu den besonderen Schätzen zählen die lebensgroße Statue Karls des Großen, geschaffen kurz nach seiner Heiligsprechung, die Heiligkreuzkapelle, die preromanische Bischofsresidenz von 1035 und der westliche Wirtschaftshof. Jeder Teil des Klosters erzählt von Bränden, Wiederaufbauten und Erweiterungen – ein lebendiges Zeugnis jahrhundertelanger Geschichte.
Der Erhalt dieses einzigartigen Ortes wird nicht nur durch kantonale Stellen sichergestellt, sondern auch durch die Stiftung Pro Kloster St. Johann, die Restaurierungen finanziell und organisatorisch begleitet.
Das Museum im Plantaturm
Gleich neben dem Kloster befindet sich das Klostermuseum im jahrhundertealten Plantaturm, einem ehemaligen Wehrturm. Hier geben die Abtissinnenzimmer, historischen Schlafsäle, Gebetsräume und Privatstuben einen authentischen Einblick in das klösterliche Leben vergangener Jahrhunderte. Alltagsgegenstände, religiöse Texte, Originalmöbel und kostbare Paramente machen den Besuch zu einer bewegenden Zeitreise.
Butia: Klosterhandwerk mit Herz
Ein Besuch der Butia, des kleinen Klosterladens, lohnt sich ebenfalls. Hier findet man devotionale Objekte, handgemachte Produkte und Souvenirs aus klösterlicher Handarbeit. Gleichzeitig dient der Laden als Informationsstelle für Müstair, das Münstertal und nahegelegene Wander- und Kulturrouten im Vinschgau.
Wer einen Ort sucht, an dem Spiritualität, jahrtausendealte Geschichte und Kunst in vollkommener Harmonie verschmelzen, wird vom Kloster St. Johann in Müstair tief berührt und nachhaltig inspiriert.